Ananas. Echt jetzt? Ja genau!

Sicher hast du schon mal von veganem Leder gehört. Kurz gefasst kann das eigentlich jede Art von Kunstleder sein, die kein Tier enthält. Denn wie wir alle wissen ist echtes Leder ja nichts anderes als gegerbte Tierhaut.

Ananasleder beziehungsweise Pinatex® von Kattun-Stoffe
Ananasleder erhältlich bei KATTUN Stoffe

Und weil der Artikel nun mal »A wie Ananasleder« heißt, gibt’s in diesem Beitrag neben Infos zu veganem Leder im Allgemeinen natürlich auch extra Infos zu diesem tollen Material.

In diesem Beitrag erfährst du:

  • 01 | Was ist veganes Leder überhaupt?
  • 02 | Warum sollte ich veganes Leder beim Nähen verwenden?
  • 03 | Welche Arten von veganem Leder gibt es?
  • 04 | Welche Alternativen gibt es zu veganem Leder?
  • 05 | Welches vegane Leder ist das beste?

Ich freue mich, wenn für dich die ein oder andere neue Info mit drin ist und du innovative Materialien kennenlernst.

01 | Was ist veganes Leder überhaupt?

Veganes Leder wird als Ersatz für Leder verwendet, das zwar ähnliche Eigenschaften wie Leder hat, aber ohne die Verwendung von tierischen Produkten – also zum Beispiel Tierhaut – auskommt.

Es besteht oft aus synthetischem Material, das aus einer Kombination von Polyurethan, Polyester und anderen synthetischen Fasern hergestellt wird.

Mittlerweile gibt es aber auch nachhaltigere und innovative Alternativen, die ich dir ebenfalls in diesem Blogbeitrag näher vorstellen werde.

02 | Warum sollte ich veganes Leder beim Nähen verwenden?

Eine vegane Alternative kommt vor allem ohne Tierleid aus. Die wenigsten von uns sind in Sachen Ernährung Veganer, aber von tierischen Erzeugnissen wie Pelz oder Leder halten viele mittlerweile Abstand.

Kleiner Exkurs: Kunstfell als Ersatz für echtem Pelz hat sich in der Mode-Branche mittlerweile bereits etabliert. Echtes Leder hingegen wird noch häufig verwendet, da es oft als reines Abfallprodukt der Lebensmittelindustrie angesehen wird.

Dennoch kann man nicht einfach darüber hinwegsehen, dass das Tier, aus dem eine Ledertasche gefertigt wurde, sicherlich kein schönes Leben hatte. Zumindest sollte man ein paar Alternativen kennen. Meinst du nicht auch?

Außerdem werden bei der Lederherstellung oft viel Wasser und gesundheitsschädliche Chemikalien benötigt. Das ist wenig nachhaltig. Es gibt also direkt mehrere Gründe, auf echtes Leder zu verzichten.

03 | Welche Arten von veganem Leder gibt es?

Kunstleder aus synthetischem Material
Herkömmliches Kunstleder

Es gibt veganes Leder aus synthetischen Materialien – ich verallgemeinere das hier im Beitrag als (herkömmliches) Kunstleder – und welches aus biobasierten Ausgangsstoffen. Die wichtigsten Arten stelle ich dir hier im Folgenden vor:

A wie Ananasleder

Beginnen wir direkt mit A: Ananasleder ist ein veganes Leder, das aus der Faser der Ananasschale hergestellt wird. Letzten Endes ist es eine Art weicher Ananas-Filz, der auf der Vorderseite beschichtet wurde. Für die Produktion von Ananasleder werden die Blätter verwendet, die bei der Ernte ohnehin anfallen.

Dieses Leder wurde übrigens 2013 von der Spanierin Dr. Carmen Hijosa erfunden. Sie nannte es Piñatex®. Der Name leitet sich vom spanischen Wort für Ananas ab: »Piña«.

Als ich ein paar Jahre später für mein Buch »Einfach nachhaltig nähen« recherchierte, gab es das Leder zwar schon in der Modeindustrie, aber leider nicht als Meter- oder Stückware für den DIY-Bereich.

Nachdem mir das Material jetzt als Meterware wieder begegnet ist, war klar, dass ich euch die Info nicht vorenthalten darf.

Ananasleder beziehungsweise Pinatex® von Kattun-Stoffe
Verschiedene Farben bei KATTUN Stoffe

Mittlerweile findest du das tolle Material nämlich bei KATTUN Stoffe. Vielen Dank, dass ich die Bilder verwenden darf!

Wenn du mal schauen willst, wie genähte Taschen und Accessoires aus Ananasleder aussehen, dann klicke dich mal zu TheApplepine* und Herdentier* durch. Da bekommt man einen tollen Eindruck vom Material.

A wie Apfelleder

Wie auch Ananasleder wird auch Apfelleder aus Resten der Industrie hergestellt. Apfelreste werden mit Polyurethan vermischt und dann allerdings auf einen textilen Träger aufgetragen. Das Trägermaterial kann hierbei aus Baumwolle oder synthetischen Material sein.

Das Material findest du auch unter dem Namen AppleSkin® der LEAP®. Allerdings gibt es Apfelleder bisher noch nicht als Meterware für den DIY-Bereich und findet nur in der Modeindustrie statt.

K wie Kaktusleder

Auch bei Kaktusleder werden die Fasern mit PU vermischt und auf ein Trägermaterial aufgetragen.

Die verwendete Kaktusart benötigt extrem wenig Wasser und regeneriert Böden auf natürliche Art und Weise. Bei der Ernte bleibt der Kaktus unversehrt, da immer wieder von der gleichen Pflanze geerntet werden kann. Dieses Leder kommt aus Mexiko und hat den treffenden Namen Desserto®.

Für dich habe ich mit VEDERWERK* eine deutsche Quelle für dieses Material aufgetan. Dort findest du sowohl Zuschnitte als auch fertig genähte Täschchen.

K wie Korkleder

Korkleder hast du sicher schon mal gehört. Das ist schon seit ein paar Jahren in der DIY-Branche bekannt – und auch erhältlich. Dieses biobasierte Material wird aus der Rinde des Korkbaumes gewonnen. Das Material wird dabei geerntet, das heißt der Baum im Ganzen wird dabei nicht geschädigt. Die Korkrinde wird dann dünn auf einen Textilträger aufgebracht, der aus Baumwolle oder aus synthetischem Material sein kann.

Ich konnte dieses tolle Material schon mal vernähen und mag die samtene Haptik wirklich sehr. Dieses Korkleder ist mit kleinen goldfarbenen Sprenkeln und gab es mal bei Snaply. Dort finden sich immer wieder andere Korkstoff-Varianten …

Korkleder mit Gold-Sprenkeln
Korkleder mit Gold-Sprenkeln

K wie Kunstleder (synthetisch)

Genau genommen ist natürlich jede Lederalternative ein Kunstleder, da sie künstlich hergestellt wird. Ich beziehe mich hier speziell auf herkömmliches Kunstleder, das komplett aus synthetischen Materialien besteht. Nichtsdestotrotz enthalten auch viele andere Lederarten synthetische Stoffe.

Tasche aus Velourleder
Tasche aus Veloursleder

Es gibt verschiedene Arten an synthetischem Kunstleder, die sowohl Glatt- als auch Veloursleder nachahmen. Und das machen sie zugegebenermaßen sehr gut.

Auch Stretch-Leder oder Lederjersey ist hier möglich. Diese Stoffe sind eine Besonderheit, da das pflegeleichte, elastische Material – anders als echtes Leder – die Eigenschaften von Jersey mitbringt. Für die Elastizität sorgt meist ein hoher Elasthan-Anteil. Um bei Kleidung die richtige Größe zu wählen, überprüfe deshalb immer die Stärke der Dehnbarkeit.

Aus Lederjersey lassen sich coole Leggings oder bequeme Röcke nähen, die das gewisse Etwas haben. Ich hoffe, dass es hier auch bald sinnvolle Alternativen aus biobasierten Materialien gibt.

Denn Kunstlederarten aus synthetischen Materialien werden aus Erdöl gewonnen und sind definitiv nicht biologisch abbaubar. Ich möchte synthetische Stoffe aber nicht allgemein verteufeln, denn ihre Bilanz ist immer noch besser als die von echtem Leder. Wie bei allem gilt: Überprüfe vor dem Kauf immer, ob es Alternativen gibt und wie sie bei den dir wichtigen Aspekten abschneiden.

M wie Mirum®

Und jetzt kommt etwas ganz Spezielles: Mirum® ist eine echte Besonderheit unter den veganen Ledern, da das Kautschuk-Material weder verklebt noch beschichtet werden muss. Es ist somit in fast jeder Größe – also auch wunderbar als Meterware – herstellbar und hat auch auf der Rückseite eine Lederhaptik.

Und anders als Kunstleder und manch andere vegane Lederarten enthält Mirum® ausschließlich natürliche Rohstoffe wie Naturkautschuk, Öle und Mineralien. Das Material kann am Ende seines Lebens recycelt werden und zu neuem Mirum® verarbeitet werden. Klingt perfekt, oder?

Leider habe ich bisher noch keine Quelle für dieses Material finden können. Wenn du es irgendwo entdeckst, sag mir gerne Bescheid.

P wie Pilzleder

Klingt verrückt, gibt es aber auch. Bei Pilzleder oder auch Myzelleder werden Bioabfälle verwendet, die quasi vom Pilz gefressen werden. Die Lederstrukturen wachsen dann innerhalb von Tagen oder Wochen. Das dauert alles ein bisschen Zeit, ist aber eine sehr umweltfreundlich Art der Herstellung.

Das Leder ist wohl atmungsaktiv und feuchtigkeitsregulierend, aber bisher nicht wirklich als Meterware für den DIY-Markt erhältlich. Du kannst dir bei Fomesfomentarius* Pilzlederprojekte genauer anschauen. Dort kann man auch kleine Stückchen kaufen.

R wie ReLeda

ReLeda ist recyceltes Leder (Achtung: NICHT vegan!), das du bei Snaply bekommst.

Es besteht aus Lederresten aus der Industrie und enthält natürliches Latexbindemittel. Die Lederreste werden geschreddert und neu verpresst.

Geruchsempfindliche Nasen könnten sich etwas am gummiartigen Geruch stören. Ich konnte auf der h+h Messe schon mal dran schnuppern … Und natürlich ist ReLeda, auch wenn es ein innovatives Material ist, aus tierischem Material – nämlich echtem Leder – gewonnen.

S wie SnapPap

SnapPap als Lederdetails
SnapPap als Leder-Details

SnapPap kennt ihr: Ein waschbares Papier in Lederoptik von Snaply. Die Lederopotik entsteht vor allem durch vorheriges Verknittern.

Und ja: Die Projekte aus diesem Material können in der Maschine gewaschen werden. SnapPap lässt sich nicht nur vernähen, sondern auch bedrucken, besticken oder bemalen. Ich mag es ganz gerne, um etwas Leder-Optik in ein Projekt zu bringen.

Neben SnapPap gibt es auch noch Papierleder wie PAP FAB, Vegatex oder kulörtex von anderen Herstellern.

Noch mehr veganes Leder

Es gibt auch weitere Lederarten, wie beispielsweise Teak-, Wein- oder Traubenleder. Wenn sich das durchsetzt, bekommt das jeweilige Leder hier natürlich einen eigenen Absatz.

Wenn du ein weiteres Leder entdeckst oder besonders interessant findest, kommentiere gerne diesen Beitrag!

04 | Welche Alternativen gibt es zu veganem Leder?

Muss es immer Leder oder Lederersatz sein? Manchmal ist ein ganz anderer Ansatz vielleicht viel nachhaltiger.

Ein tolles Taschenmaterial ist zum Beispiel Jeans. Vor allem als Upcycling-Projekt ist der Nachhaltigkeitsaspekt hier einfach unschlagbar. Vom günstigen Preis mal abgesehen …

Vieles was aus dünnem Leder gearbeitet werden kann, kann auch aus Oilskin genäht werden. Oilskin ist eine wasserfest bewachste Baumwolle und hat tolle wasserabweisende Eigenschaften – perfekt für Jacken oder Taschen!

Auch aus Wollfilz lässt sich vieles umsetzen, das normalerweise aus Leder gemacht wird.

05 | Welches vegane Leder ist das beste?

Oder auch: Ein kleines Fazit

Es kommt darauf an, was dein Projekt leisten soll. Soll es aussehen wie echtes Leder? Welche Ansprüche hat dein Projekt? Was darf es kosten?

Und vor allem: Komme ich an das jeweilige Material überhaupt heran?

Das Preis-Leistungs-Verhältnis von synthetischem Kunstleder ist einfach unschlagbar. Optik und Haptik kommen echtem Leder sehr nahe und es ist eine wirklich günstige Alternative.

Ananasleder beziehungsweise Pinatex® von Kattun-Stoffe
Ananasleder über KATTUN Stoffe

Ananasleder weist eine super-schöne Maserung auf, und auch Kaktusleder hat einen tollen Leder-Look. Korkleder hingegen wirkt mit seiner eigenständigen Optik sehr individuell. Da bei all diesen Lederarten große Teile des synthetischen Materials durch biobasierte Inhaltsstoffe ersetzt wurden, sind das tolle nachhaltige – wenn auch nicht ganz günstige – Alternativen. Achte am besten darauf, dass auch das Trägermaterial aus natürlichem Material hergestellt ist.

Schau einfach hier rein, wenn du ein »Lederprojekt« planst. Dann hast du immer eine Übersicht über die verschiedenen Lederarten parat. Pinne dir diesen Beitrag am besten auf Pinterest!

Veganes Leder, A wie Ananasleder, K wie Korkleder, Pinterest

Für alle anderen Nachhaltigkeitsthemen empfehle ich dir mein Buch. Das gibt es mittlerweile auch umweltfreundlich als Second-Hand-Ware:

*Partnerlink/Werbelink

Danke an KATTUN Stoffe für die Bereitstellung einiger Fotos. Dieser Beitrag wurde nicht in Auftrag gegeben oder bezahlt, und ich habe auch kein Material als Gegenleistung erhalten – lediglich die Fotos.

2 Comments

  1. Danke, dein Beitrag hat mir sehr weiter geholfen.
    Was Mirum angeht habe ich auch vergebens gesucht, leider immer noch ohne erfolg.

    Gruß Jens

    • Petra Reply

      Das freut mich sehr, wenn mein Beitrag dir helfen konnte! Liebe Grüße! Petra

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